Mediation bei einer Scheidung mit Kindern
Paare mit Kindern entscheiden sich oft für eine Scheidungsmediation, um die Kinder zu schonen. Ebenso empfehlen manchmal auch die Gerichte den Eltern, eine Scheidungsmediation in Betracht zu ziehen. Grund dafür ist, dass eine Mediation zur Lösung von Konflikten beitragen kann. Das gilt auch für die Trennung und Scheidung, wenn gemeinsame Kinder vorhanden sind. Denn von Kindern wird die konstruktive Auseinandersetzung in der Mediation weniger belastend wahrgenommen als beispielsweise ein gerichtlich ausgetragener Umgangsstreit. Doch wie lassen sich die Interessen der Kinder in der Mediation klar und deutlich herausarbeiten?
Vorteile der Mediation bei Streit um Sorgerecht und Umgang
Bei der Mediation suchen die Eltern gemeinsam nach einem Weg. Sie kämpfen nicht gegeneinander, wie das in einem Gerichtsverfahren üblich ist. Diese Form der Kooperation zwischen Eltern hat einen positiven Einfluss auf die ganze Familie. Statt die Kinder einfach auf die eigene Seite zu ziehen, arbeiten die Eltern gemeinsam an Lösungen. Dazu machen sie sich in der Mediation bewusst, was sie und die Kinder jetzt brauchen.
Sind die Kinder alt genug, können die Eltern ihnen erklären, was in den genau Mediationssitzungen passiert: die Eltern reden miteinander und suchen dabei nach bestmöglichen Lösungen für alle – nicht nur für sich, sondern auch für die Kinder. Für die Kinder ist das eine überaus wichtige Information. Denn dieses Wissen kann zu einer positiven Erfahrung werden. Meist fürchten die Kinder, durch die Trennung einen Elternteil zu verlieren oder sich für einen entscheiden zu müssen. Diese Angst wird noch verstärkt, wenn die Eltern im Beisein der Kinder schlecht übereinander reden.
Auch wenn die Trennung negative Gefühle bei den Erwachsenen hervorruft, dürfen sie diese nicht bei den Kindern abladen. Beherzigen Sie diesen Grundsatz und reden Sie niemals schlecht über den anderen Elternteil vor Ihrem Kind – egal, was passiert ist. Klären und lösen Sie besser die Verletzungen der Vergangenheit, wenn notwendig, in einer Therapie. Und besprechen Sie die weiterhin bestehenden Konflikte mit Ihrem Ex-Partner in der Mediation.
Kinder lernen auch durch Nachahmung. Wenn sie sehen, dass ihre Eltern schwere Zeiten meistern können und zuversichtlich ihr neues Leben ordnen, wird sie das stärken. Und als Eltern wünschen wir uns doch Kinder, die in ihrem Leben Kompetenzen entwickeln. Dadurch sind sie dann auch in der Lage, glückliche Beziehungen zu führen und weniger glückliche angemessen zu beenden.
Kinder leiden im Gerichtsverfahren
Bei einem Scheidungsverfahren, in dem auch Kindschaftssachen verhandelt werden, bleibt die Kommunikation oft auf der Strecke. Sie ist in diesem Rahmen auf den mehr oder weniger sachlichen Schriftverkehr begrenzt.
Geht es um das Sorgerecht oder den Umgang, so muss das Kind vor Gericht zu einer Anhörung. Diese Anhörung führt der Richter. Außerdem wird für das Kind ein Verfahrenspfleger bestellt, der die Interessen des Kindes im Verfahren vertreten soll. Für das Kind heißt das: es muss sich mindestens einmal mit dem Richter und einmal mit dem Verfahrenspfleger unterhalten. Das ist nicht immer leicht.
Die meisten Kinder wissen, dass es um den Streit der Eltern geht. Sie werden deshalb versuchen, es Vater und Mutter recht zu machen. Das führt aber meist zu einem Loyalitätskonflikt. So ergreifen die Kinder dann manchmal Partei für den vermeintlich schwächeren Elternteil. Teilweise fühlen sie sich auch schuldig an der Trennung oder haben das Gefühl, die Eltern wieder zusammenbringen zu müssen.
Ihnen ist bewusst, welche wichtige Rolle sie bei der Entscheidung des Streits vor dem Gericht spielen. Insbesondere dann, wenn sie von außenstehenden Dritten dazu befragt werden. Eltern sollten deshalb nicht versuchen, Einfluss auf die Entscheidung des Kindes zu nehmen. Sie sollten dem Kind auch nicht sagen, dass sie bei einer bestimmten Entscheidung sehr traurig wären. Das Kind wird sich durch die Beeinflussung verantwortlich für die Gefühle der Eltern fühlen. Damit ist es aber überlastet.
Um das wahre Anliegen des Kindes herauszuarbeiten und eine gute Entscheidung zu treffen, braucht es viel Fingerspitzengefühl. Von Seiten der Richter und Verfahrenspfleger ist das in der Praxis bei den Befragungen jedoch nicht immer gegeben.
Der gerichtlich bestellte Verfahrenspfleger ist übrigens nach Abschluss des Verfahrens nicht mehr für die Vertretung der Kindesinteressen verantwortlich. Sein Auftrag endet mit dem Gerichtsverfahren.
Das Wohl der Kinder in der Mediation
In der Scheidungsmediation geht es in erster Linie darum, dass die Eltern ihre Konflikte lösen. Ein Mediator wird bei jeder Trennung und Scheidung stets aber auch die Kinder mit in den Blick nehmen. Bei Bedarf werden deshalb auch die Kinder in der Mediation berücksichtigt und in den Mediationsraum geholt. Das passiert in der Vorstellung oder durch spezielle Techniken, wie bestimmte Fragen oder Handlungen. So kann zum Beispiel ein leerer Stuhl oder eine Spalte auf dem Flipchart das Kind symbolisieren.
Ab einem gewissen Alter beziehungsweise bei entsprechender Reife können die Kinder zum Ende der Mediation auch direkt eingebunden werden. Die Ansichten und Vorschläge der Kinder führen dann häufig zu kreativen Lösungen, die von allen Beteiligten angenommen werden können.
Voraussetzung dafür ist jedoch, dass der Konflikt zwischen den Eltern bearbeitet ist und sie (wieder) wertschätzend miteinander kommunizieren können. Herrscht Unklarheit oder gar Streit darüber, was dem Wohl des Kindes dient, sollten die Eltern sich Hilfe durch Experten holen. Geeignet sind dafür zum Beispiel Pädagogen oder Psychologen. Damit ihr Urteil von allen Beteiligten angenommen wird, sollten die Eltern im Vorfeld die Bedingungen dafür besprechen. Sie müssen klären, nach welchen Kriterien und von wem die entsprechende Person ausgewählt wird.
Steht die in der Mediation erarbeitete Vereinbarung der Eltern fest, stellen sie diese dem Kind gemeinsam vor. Dies zeigt dem Kind, dass ihm beide Elternteile auch nach der Trennung und Scheidung erhalten bleiben.