Scheidungswillige Eheleute haben häufig Bedenken, wenn es um die Einschaltung von Rechtsanwälten geht. Sie fragen sich dann: Laufen die Kosten aus dem Ruder? Oder gießen die Anwälte nur noch Öl ins Feuer? Das sind alles berechtigte Sorgen. Doch: eine Scheidung ohne Anwalt gibt es in Deutschland nicht. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass der Scheidungsantrag von einem Rechtsanwalt bei Gericht eingereicht wird.

Online-Scheidung nur bei klaren Verhältnissen

Um den mitunter als problematisch empfundenen Kontakt zum Anwalt zu minimieren, bieten einige Rechtsanwälte eine sogenannte „Online-Scheidung“ an. Doch ist das wirklich eine gute Alternative?

Auch eine Online-Scheidung funktioniert nicht ohne Anwalt. Das, was online stattfindet, ist die Kommunikation zwischen Anwalt und Mandant. Die Ehe wird also auch hier von einem Gericht geschieden und die Ehepartner müssen persönlich zum Scheidungstermin erscheinen. Allerdings sehen sie dann den von dem einen Ehepartner mandatierten Rechtsanwalt erst bei Gericht.

Damit wird der „Unsicherheitsfaktor Scheidungsanwalt“ im Vorfeld weitgehend auf Abstand gehalten. Da der andere Ehepartner zudem keinen eigenen Rechtsanwalt benötigt, wenn er der Scheidung zustimmt, können Kosten gespart werden.

Die klassische Online-Scheidung eignet sich jedoch nur, wenn sich die scheidungswilligen Eheleute in allen Punkten (Vermögensaufteilung und Zugewinnausgleich, Versorgungsausgleich, Unterhalt und Sorgerecht) einig sind. Sollte dies nicht der Fall sein, landen sie schnell wieder beim Anwalt – und zwar jeder Ehepartner bei seinem eigenen.

Wie vermeiden Sie eine streitige Scheidung?

Wenn Sie einen Rechtsanwalt im Scheidungsverfahren beauftragen, muss Ihnen eines klar sein: Der Anwalt ist auch nur ein Mensch. So könnte er Ihnen zum Beispiel raten, besonders aggressiv gegen den anderen Ehepartner vorzugehen, um (finanziell) viel herauszuholen. Das kann für Sie von Vorteil sein. Vielleicht wollen Sie das aber gar nicht und sind vielmehr an einer einvernehmlichen Scheidung interessiert.

Hinzu kommt, dass das Scheidungsverfahren kontradiktorisch aufgebaut ist: Es lebt von Rede und Gegenrede. Da ist wenig Raum für Kooperation.

In dem Scheidungsdrama „Marriage Story“ gibt es zum Beispiel eine Schlüsselszene, die sich mit der Erfahrung der meisten Prozessanwälte decken dürfte. Der vom Ehemann aufgesuchte Rechtsanwalt erklärt ihm, dass es keinen Sinn macht, zurückhaltend in die Auseinandersetzung zu gehen: „Wenn wir vernünftig anfangen und die Gegenseite mit Wahnsinn, treffen wir uns in der Mitte zwischen Vernunft und Wahnsinn. Deshalb müssen wir ebenfalls mit Wahnsinn beginnen, um uns dann bei der Vernunft treffen zu können.“ Mit dieser Sichtweise ist Eskalation vorprogrammiert.

Bei Konflikten ist es deshalb besser, die Rechtsanwälte aus der Scheidung herauszuhalten. Das wirkt sich zum einen positiv auf die Kosten aus. Zum anderen behalten Sie die Kontrolle über das Verfahren und minimieren damit die vorhandenen Unsicherheitsfaktoren.

Eine Mediation spart Kosten und schont Ihre Nerven

Im Rahmen einer Mediation können Sie kooperativ nach Lösungen für Ihre Konflikte suchen. Dabei geht es zunächst um die Bedürfnisse der Ehepartner, für die mit Blick auf die Zukunft geeignete Lösungen erarbeitet werden. Für die Vergangenheitsbewältigung gibt es andere Verfahren. Und auch Rechtsfragen sind erst einmal nachranging.

Aber auch zur Klärung von Rechtsfragen gibt es Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Einholung eines Schlichtungsgutachtens. Der große Vorteil der Mediation ist, dass die Ehepartner eine objektive Einschätzung der Rechtslage erhalten und keine parteiischen Beurteilungen vom gegnerischen Rechtsanwalt.

Sobald die vorhandenen Konflikte im kooperativen Verfahren gelöst sind, kann die Scheidung einvernehmlich ablaufen. Die Reihenfolge lautet deshalb immer: Erst Konflikte lösen, dann die Scheidung einreichen. Der Scheidungstermin ist dann meist noch nur eine Formalität.

Die im Rahmen der Scheidung nicht automatisch behandelten Fragen (die sogenannten Scheidungsfolgesachen) lassen sich in einer Vereinbarung über die Trennungs- und Scheidungsfolgen regeln. Diese Vorgehensweise ist in der Regel kostengünstiger als eine streitige Scheidung. Denn es gilt: Je streitiger die Scheidung, desto höher die Kosten – und desto belastender für Ihre Nerven.