Einen Konflikt nehmen Betroffene ganz unterschiedlich wahr. Es ist jedoch immer etwas, das uns quälen und lähmen, aber auch erneuern und inspirieren kann. Bei der Lösung eines Konflikts geht es vor allem darum, die Bedürfnisse der Konfliktparteien aufzudecken.

Was ist überhaupt ein Konflikt?

Der Konfliktforscher Fritz Glasl sieht einen sozialen Konflikt als Situation, in der ein anderer einem bei der Bedürfniserfüllung im Weg steht.

Frank R. Pfetsch wird konkreter: „Ein Konfliktzustand kann ganz allgemein als ein Spannungszustand beschrieben werden, der dadurch entsteht, dass zwischen zwei oder mehreren Parteien unvereinbare Gegensätze in Bezug auf ein bestimmtes Gut vorhanden sind“.

Mit Zahlen und Fakten können Sie nicht überzeugen

Als Mediatorin mache ich häufig die Erfahrung, dass die Betroffenen eine Art Tunnelblick entwickelt haben. Dies äußert sich darin, dass beispielsweise ein ganz bestimmter Betrag an Unterhalt gefordert wird oder es keine Alternative zum Verkauf des gemeinsamen Hauses gibt. Der Streit kreist dann häufig nur um Fakten und Zahlen.

Die Konfliktparteien versuchen die Gegenseite durch vermeintlich vernünftige Argumente und eine objektive Sicht auf die Dinge zu überzeugen. Das kann aber nicht gelingen, weil dabei vieles unausgesprochen bleibt. Die Aufgabe eines Mediators besteht deshalb darin, die jeweiligen Positionen der Streitenden zu hinterfragen.

Reden Sie über Ihre Bedürfnisse

Hinter den Positionen der Konfliktparteien stecken ihre Bedürfnisse. Diese äußern sich in Gefühlen. Und die Gefühle sind oft nicht klar erkennbar. Wenn die damit verbundenen Erlebnisse und Vorstellungen jedoch identifiziert und benannt werden, können die Streitenden nach kreativen Wegen suchen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen.

Das Interessante dabei ist, dass alle Menschen die gleichen Bedürfnisse haben. Natürlich nicht immer zeitgleich und nicht in der gleichen Ausprägung. Doch die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass unser Gegenüber ein ähnliches Bedürfnis verspürt oder zumindest das dazugehörige Gefühl kennt.

In der Mediation ist Zuhören einfacher

Bei einer Meinungsverschiedenheit das herauszuarbeiten, worum „es eigentlich geht“, ist nicht einfach. Denn vor allem in der Endphase ihrer Beziehung hören sich die Partner nicht mehr richtig zu. Sie haben das Vertrauen verloren oder befürchten einen Gesichtsverlust. Dabei ist es gerade jetzt wichtig, sich Zeit zu nehmen und gemeinsam zu klären, wer was braucht.

Ein Mediator oder eine Mediatorin kann die Gefühle „übersetzen“ und die damit verbundenen Bedürfnisse benennen. Oft kann eine Konfliktpartei erst durch die neutrale Formulierung überhaupt verstehen, was die andere von ihm will. Wenn sie die Bedürfnisse kennen, haben sie die Chance, sich bei der Befriedigung ihrer Bedürfnis zu unterstützen. Im Idealfall entsteht dann bei beiden (oder allen) Seiten das Gefühl, dass sie wechselseitig an der Erfüllung der eigenen und der Bedürfnisse der oder des anderen gearbeitet haben.

Warum wir meist nur die Spitze des Eisbergs sehen

Ein Konflikt kann mit einem Eisberg verglichen werden. Dabei stellen die Zahlen und Fakten die sichtbare Spitze dar. Unsichtbar und unbewusst darunter steckt jedoch noch viel mehr. Da sind Gefühle, (Kindheits-)Erlebnisse, bestimmte Wertvorstellungen, die sich im Laufe des Lebens herausgebildet haben, und eigene Interpretationen von Situationen und Verhaltensweisen. Bleiben diese Aspekte unausgesprochen, lässt sich der Konflikt nicht befriedigend lösen.

Durch Mediation ist das nur in einem gewissen Rahmen möglich. Denn eine Mediation ist keine Therapie. Üblicherweise kommt es aber schon durch das gegenseitige Zuhören und das Aussprechenlassen des Gegenübers zu einer Entspannung der Situation.

Im Laufe des Verfahrens wird der Mediator oder die Mediatorin dazu übergehen, die Sichtweisen der Konfliktpartner zusammenzufassen und zu spiegeln. Dadurch ist ein Perspektivwechsel möglich: Die Gegenseite kann die Position des anderen mit allen darunterliegenden Emotionen und Bedürfnissen, Sichtweisen und Wertvorstellungen nachvollziehen. Damit ist schon viel gewonnen. Denn eine Position verstehen zu können, heißt nicht, sie gutheißen zu müssen. Es ist aber die Voraussetzung für eine fruchtbare Diskussion. Denn wer einen Konflikt versteht und Aussicht auf eine gemeinsame Lösung hat, wird ihn nicht eskalieren lassen.

So Lösen Sie den Konflikt gemeinsam

Die Fixierung auf die eine, vermeintlich vernünftige Lösung blockiert den ehrlichen Dialog – mit sich selbst und dem anderen. Um ins Gespräch zu kommen, braucht es Alternativen. Rein rational begründete Argumentationen erzeugen häufig nur Widerstände und Unverständnis, weil der Kern der Sache nicht getroffen wird. Das Gegenüber wird bei derartigen Streitgesprächen dann versuchen, sich zu wehren oder zieht einfach nicht mit.

Besser ist es, wenn die Konfliktparteien zu einem verständnisvollen Miteinander finden, gemeinsam die Fakten sichten und anhand der tatsächlichen Gegebenheiten mit vereinten Kräften nach neuen Wegen suchen.

Nutzen Sie die Möglichkeit der Mediation und lassen Sie sich von einem Mediator oder einer Mediatorin bei der Kommunikation mit Ihrem Ex-Partner unterstützen.