Wir finden den Artikel „Happy End – wie Paare friedlich auseinandergehen“ sehr lesenswert. In diesem Beitrag sagen wir Ihnen, warum wir Ihnen die Lektüre empfehlen.

Wie Paare friedlich auseinandergehen

Der Artikel „Happy End – wie Paare friedlich auseinandergehen“ aus Der Spiegel, Ausgabe vom 10. Juni 2017, wurde von Kerstin Kullmann geschrieben. Sie beschäftigt sich darin mit den folgenden Fragen:

  • Was macht die Liebe mit uns?
  • Wie sehen glückliche Paare aus?
  • Was erhöht die Chancen für eine lange Partnerschaft?
  • Wie haben sich Beziehungen im Laufe der Zeit verändert?
  • Was sind die häufigsten Probleme in Beziehungen?
  • Lässt sich eine Trennung vorhersehen?
  • Warum gehen Beziehungen in die Brüche?
  • Wie kann man es schaffen, sich friedlich zu trennen?

Zur Beantwortung dieser Fragen kommen mehrere Experten zu Wort: Therapeuten, Paarberater, Psychologen, Soziologen und Mediatoren. Zudem präsentiert die Autorin interessante Forschungsergebnisse zu einigen der oben genannten Fragen.

Was die Liebe mit uns macht

Besonders die ersten Seiten des Artikels gehen unter die Haut. Die Autorin stellt verschiedene Paare und ihre Situation vor. Dabei sind es vor allem die Gründe ihrer Trennung, die einen nachdenklich werden lassen oder gar traurig stimmen.

Erschütternd ist auch die Statistik: Die Anzahl der Menschen, die eine Trennung nicht überlebten, ist erschreckend hoch. So wurden allein im Jahr 2016 455 Menschen (überwiegend Frauen) Opfer von Mord und Totschlag. Getötet wurden sie von ihrem Partner, der mit der Trennung nicht klarkam. 8.000 Menschen machten Stalking-Erfahrungen: Sie wurden von einem ehemaligen Partner verfolgt.

„Die Liebe kann uns verrückt machen“, wird Peter Walser, Experte für Biopsychologie an der FU Berlin, zitiert. Er berichtet davon, dass sich manche Menschen stark auf ihren Partner fixieren. Dabei erobere sich die Liebe bevorzugt das, was dem eigenen Wesen fremd sei. Das verwandelt sie dann in Vertrautheit.

Können wir über lange Zeit treu sein?

Der Biopsychologe bezeichnet es als eine kulturelle Verformung der Natur, wenn Paare 40 oder gar 50 Jahre zusammenbleiben. Denn der Mensch trage grundlegend beide Veranlagungen in sich: die Veranlagung treu zu sein und auch das Verlangen danach, Neues zu erobern.

Das auf Sicherheit und Treue gestützte Konzept der Beziehung und Familie würde vom Körper etwa vier Jahre lang unterstützt. Solange produziert er Hormone, die sicherstellen, dass Paare zusammenbleiben. Als Eltern können sie sich dann gemeinsam um ihren Nachwuchs kümmern.

Gemeinsamkeiten sind wichtig für eine dauerhafte Beziehung

Letztlich seien die Paare am glücklichsten und blieben am längsten zusammen, bei denen die größte Übereinstimmung in den wichtigen Fragen des Lebens herrscht. In einer dauerhaften Beziehung gilt damit der Spruch: Gleich und gleich gesellt sich gern.

Auch an der Art, wie Paare sich streiten, insbesondere bei der Wortwahl, lasse sich mit hoher Treffsicherheit vorhersagen, welches Paar wahrscheinlich auch noch in einigen Jahren zusammen seien wird.

Warum Beziehungen heutzutage nicht mehr lange halten

Die israelische Soziologin Ewald News arbeitet an einem Buch mit dem Titel „Unloving“ – Entlieben. Sie untersucht, warum Partnerschaften in unserer Gesellschaft nicht mehr so lange halten wie früher.

Ihrer Meinung nach trennen wir uns einfach zu schnell. Das Beenden einer Beziehung sei gleichbedeutend damit, seine Identität zu formen. Kurz: Der Partner trennt sich, wenn seine eigenen Ansprüche in der Beziehung nicht mehr voll erfüllt werden.

Das empfinden die meisten heutzutage auch in einer Partnerschaft als ihr ureigenes, fundamentales Recht. Dabei ist insbesondere beim Ausleben sexueller Bedürfnisse durch die erhöhte Toleranz der Gesellschaft ein Festhalten an einer Beziehung weder notwendig noch erstrebenswert.

Bei der Trennung gibt es dann manchmal ein Phänomen namens Ghosting zu beobachten. Dies meint das heimliche Sich-davon-stehlen aus einer Beziehung. Der Partner hat dadurch keine Chance mehr, auf neue Entwicklungen in der Persönlichkeit oder des Lebenskonzepts einzugehen.

Hierzu passt auch das Phänomen, die Beziehung mit einer SMS zu beenden. Das ist nach Beobachtungen der Autorin sogar bei längeren Beziehungen anzutreffen.

Mit Verständnis für sich und den anderen friedlich auseinandergehen

Aber es geht natürlich auch anders. Was unterscheidet diese Paare von jenen, die sich heimlich aus der Beziehung verabschieden oder sich bis aufs Blut fetzen? Es ist das Verständnis für sich und für die Situation des anderen.

Dieses Verständnis ausgerechnet in der Phase einer Trennung zu entwickeln, ist ein schmerzhafter Prozess, der sich aber lohnt. Um nicht ewig Rachegefühle mit dem Ex-Partner zu verbinden, ist eine innere Inventur notwendig.

Der zum Teil sogar physisch empfundene Schmerz der Zurückweisung durch einen geliebten Menschen lässt uns in den primitiven Zustand von Angriff oder Flucht zurückfallen. Diese Prozesse sind der amerikanischen Paartherapeutin Katherine Woodwards Thomas bestens vertraut. Sie weiß aber auch, wie Paare friedlich auseinandergehen können und prägte dazu den Begriff des „Conscious Uncoupling“ – so wie auch ihr Buch heißt.

Wie Mediation bei der Trennung helfen kann

Ist die Trennung beschlossene Sache, kann mittels Mediation verhindert werden, dass es zu einem jahrelangen Rosenkrieg kommt.

Eine im Artikel vorgestellte Mediatorin setzt für eine Trennungsmediation fünf bis sechs Stunden an. Danach habe sich das Paar auf eine Trennungsvereinbarung geeinigt und die Beziehung sei endgültig beendet. Die Mediatorin betont, dass sie dabei nicht nur mit den Klienten die Konfliktpunkte abarbeitet, sondern auch ihre Gefühle aufarbeitet. So kann das Paar friedlich auseinandergehen.

Trennung und Scheidung sind besondere Situationen im Leben, die mit starken Emotionen verbunden sind. Eine friedliche Trennung erscheint häufig wie ein frommer Wunsch. Denn Verständnis für den anderen aufzubringen, ist in diesen Extremsituationen schwer. Es lohnt sich aber, so die Rückmeldungen von Paaren, die sich für eine Trennungs- und Scheidungsmediation entschieden haben.

In der Mediation Vertrauen aufbauen

Eine Mediation bietet den idealen Rahmen, den Prozess des gegenseitigen Verständnisses anzustoßen und offen über Gefühle zu sprechen. Dabei lassen sich die als negativ empfundenen Gefühle aufzuarbeiten. Das ist die Voraussetzung, um wieder Vertrauen in sich, den anderen und die Umwelt zu fassen.

Dieser Prozess braucht aber Zeit. Das liegt vor allem daran, dass viele Personen es nicht gewohnt sind, offen mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen umzugehen. Gerade wenn ein Partner der Mediation aufgeschlossen gegenübersteht und der andere eher skeptisch ist, muss das gleich zu Beginn der Mediation besprochen werden.

Dabei geht es dann darum zu klären, mit welchen Erwartungen die Partner in die Mediation gegangen sind. Nur dann ist es möglich, sich über die eigenen Gefühle und Bedürfnisse bewusst zu werden, die hinter den oftmals verhärteten Konflikten stecken. Danach ist eine echte Auseinandersetzung mit dem Gegenüber und ein faires Verhandeln möglich.

Warum dauert das so lange?

Da gerade bei einer Scheidungsmediation verbindliche Lösungen für die Zukunft erarbeitet werden sollen, ist es wichtig, sich hierfür Zeit zu lassen. Wir sehen daher Trennungs- und Scheidungsfolgenvereinbarungen, die an einem einzigen Tag entstanden sind, kritisch.

Eine Mediation ist zwar immer so individuell, wie die Paare selbst. Eine schnelle Lösung ist aber oft nicht die, die lange hält und dauerhaft für Frieden sorgt.

Unserer Erfahrung nach sollte eine Mediation mindestens drei Monaten dauern, in denen sich das Paar insgesamt in bis zu fünf Mediationssitzungen trifft. Auf dieser Grundlage können sie dann gute, also von beiden Seiten akzeptierte, praktikable und nicht zuletzt nachhaltige Lösungen erzielen. Soe können sie friedlich auseinandergehen, um danach gemeinsam getrennte Wege gehen zu können.