Auch (oder gerade?) die Ehen von Prominenten enden durch Scheidung – und nicht, wie anfänglich erhofft, auf natürliche Weise. Vor ein paar Jahren waren es Gwyneth Paltrow und Chris Martin, nun Angelina Jolie und Brad Pitt, die ihre Trennung bekannt gaben. Beide Paare vereint, dass sie in Frieden auseinander gegangen sind. Sie haben keinen Rosenkrieg geführt, sondern nach alternativen Wegen aus der Beziehung gesucht. Dabei sind sie dem Konzept des „Conscious Uncoupling“ gefolgt, zu Deutsch: das „bewusste Ent-paaren“. Das Konzept „friedliche Trennung“ entwickelte Katherine Woodward Thomas, eine US-amerikanische Familientherapeutin und Autorin des hier vorgestellten Buches.

Die deutsche Übersetzung ist im letzten Jahr erschienen. Natürlich waren wir schon von Berufs wegen neugierig, wie eine friedliche Trennung funktionieren kann. Wir haben uns das Buch angesehen. Für Sie analysieren wir in diesem Beitrag, was uns dabei aufgefallen ist.

Conscious Uncoupling: Die friedliche Trennung

Eine Trennung tut weh, keine Frage. Und manchmal kann sie sogar existenzbedrohend sein. Eine Trennung im Streit macht vielen Angst. Eine friedvolle Trennung hingegen ist aus mehrfacher Sicht die bessere Wahl.

Sie kann nicht nur helfen, die ökonomischen Verhältnisse einvernehmlich zu ordnen. Eine Trennung ohne Streit wird auch einen großen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung beider Partner leisten. Denn eine gut verarbeitete Trennung lässt einen nicht verbittert zurück. Sie stärkt beide für das Leben danach. Das hat nicht nur für das Paar in Trennung Vorteile, sondern auch für seine Kinder, die Familie und Freunde.

Die friedliche Trennung in fünf Schritten

Die Autorin ist der Meinung, dass eine friedliche Trennung in fünf Schritten möglich ist. Diese Schritte sind:

1. Schritt: Gefühle benennen

Bei einer Trennung herrschen oft negative Gefühle vor. Um die Loslösung vom Partner zu erreichen und nicht in belastender Weise mit ihm verbunden zu bleiben, ist es wichtig, diese Gefühle bewusst (conscious) wahrzunehmen und nicht einfach zu ignorieren.

Der erste Schritt ist daher, die eigenen Gefühle zu benennen. Denn wenn wir unsere Gefühle benennen könnten, sind wir auch in der Lage, mit ihnen umzugehen. Das ermöglicht es uns, Kontrolle über unser Gefühlsleben zurückzuerlangen.

2. Schritt: Eigene Fehler benennen

Im zweiten Schritt geht es darum, die eigenen Fehler in den Blick zu nehmen. Stellen Sie sich dabei die Frage: Was können Sie tun können, um die Fehler, die Sie gemacht haben, zu begreifen und Ihre eigene Stärke zurückzugewinnen?

Im Buch hilft eine kleine Sammlung von Vorschlägen dabei, nicht zu hart mit sich selbst ins Gericht zu gehen.

3. Schritt: Alte Muster durchbrechen und das Herz heilen

Wenn die eigenen Gefühle und Fehler erkannt und benannt sind, beleuchten Sie den eigenen Anteil an der negativen Entwicklung der Beziehung. Dabei haben Sie Gelegenheit, sich darüber klar zu werden, welche Bedürfnisse in der Beziehung nicht erfüllt wurden.

Auch geht es darum zu erkennen, durch welche Verhaltensweisen Sie alte Wunden (meist aus der Kindheit) immer wieder aufgerissen haben. Woodward Thomas nennt das die „Ursprungswunde“. Eine Beziehung werde mit der Trennung nämlich nicht einfach null und nichtig. Und mit dem nächsten Partner wird nicht automatisch alles ganz anders.

Nur durch eine sorgfältige Analyse der vergangenen Beziehung können Sie dafür sorgen, dass mit einem neuen Partner nicht dieselben Probleme wieder auftauchen. Gleichzeitig sollten Sie aber auch freundlich zu sich selbst sein und sich selbst vergeben.

4. Schritt: Liebesalchimist werden

Der mystisch klingende Appell, ein Liebesalchimist zu werden, hörte sich für mich zunächst ein bisschen nach „Kochrezept“ an. Die drei zentralen Fragen, die im vierten Schritt gestellt werden, sind allerdings sehr wichtig. Sie tragen zur Versöhnung bei und stellen somit ein bedeutendes Ziel bei der friedlichen Trennung dar:

  • Was hat mir die Beziehung gegeben, wofür ich dankbar sein kann?
  • Welche mich freudig stimmende Zukunft kann ich mir erschaffen, nun, da ich mich von meinen alten Plänen verabschiedet habe?
  • Was tue ich als Nächstes, um die ersehnte Zukunft Realität werden zu lassen? Welche Schritte wären hilfreich?

Auch die Entscheidung, offen für eine neue Liebe zu sein, soll bewusst getroffen werden. Die Autorin zeichnet dafür ein schönes Bild: „Es ist ein bisschen so, als würden Sie ein Flugzeug bauen, während Sie schon in der Luft sind“. Doch das muss kein Grund zur Entmutigung sein. Es soll Sie vielmehr daran erinnern, wie aufregend das Leben ist.

5. Schritt: Ein glückliches Leben danach aufbauen

Zum Abschluss des Programms des Conscious Uncoupling soll das Paar in Trennung Vereinbarungen treffen, abändern oder aufheben, die es ihm ermöglichen, die unterschiedlichen Erwartungen an den neuen Lebensabschnitt in Erfüllung gehen zu lassen. Die wichtigen Fragen sind dabei:

  • Welche Übereinkünfte mit meinem Ex-Partner haben ihre Gültigkeit inzwischen verloren?
  • Welche Verpflichtungen ist mein Ex-Partner mir gegenüber eingegangen, aus denen es besser wäre, ihn nun zu entlassen?
  • Welche Vereinbarungen können wir jetzt treffen, die der neuen Zukunft, die ich möchte, entsprechen?

Zu guter Letzt hält das Buch noch viele hilfreiche Tipps für die friedliche Trennung bereit. Einer davon ist, auch den Eltern und Freunden gegenüber klarzumachen, dass man keine Schlammschlacht wolle.

Die Beziehung soll durch die Trennung also nicht unnötig belastet werden. Das ist doch eine schöne Vorstellung, die Freunde und Verwandten des Ex-Partners auch nach der Trennung (zufällig) treffen und sich mit ihnen ganz unbefangen unterhalten zu können!

Fazit: Ein hoffnungsvolles Buch

Wir finden, Conscious Uncoupling ist ein sehr lesenswertes Buch, das allen Hoffnung macht, die sich am Ende einer Beziehung befinden und sich eine friedliche Trennung wünschen.